Regionalgruppe Köln

Aggerverband hält am Drecksloch in Osberghausen fest

30. April 2021 | Agger, Flüsse & Gewässer, Kreisgruppe Oberberg, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutz

Flussökologie funktioniert, wenn der Fluss fließen kann.

Geröll, Schlamm, Müll ohne Ende. Geröll, Schlamm, Müll ohne Ende.  (Friedrich Meyer)

Die Niederlegung des Aggerstaus in Osberghausen hat offenbart, um was für ein Drecksloch (das ist nicht die korrekte wissenschaftliche Bezeichnung, trifft die Realität aber korrekt) es sich handelt. Es ist die erste Stauanlage nach der Aggertalsperre. Dementsprechend voll ist der Stau voll von Sedimenten und Müll von Autoreifen bis Einkaufswagen. Die natürlichen Sedimente, Geröll, Kies, Sand und Feinsedimente fehlen dem Fluss unterhalb. Der Fluss als Lebensraum ist insbesondere durch Hochwässer ständig in Bewegung. Fehlt der Nachschub an Sedimenten beeinträchtigt dies den Lebensraum im weiteren Flussverlauf. Dass der Stau mit Sedimenten prall gefüllt ist, konnte man vor der Niederlegung schon sehen, wenn die Wasservögel außerhalb der Strömung im Stau standen. Das sah zwar lustig aus, war es aber nicht.

Wie die fachlich ausgebildeten Menschen des Aggerverbandes auf die seltsame Idee kamen, die 1954 erbaute Anlage, für die 2004 die Erlaubnis abgelaufen war und die seit Jahren keinen Strom mehr produzierte, reaktivieren zu wollen, ist nicht nachvollziehbar. Angegeben wird vom Aggerverband, dass hier Strom für 300 Haushalte* produziert wird. Eine moderne Windkraftanlage würde ein Vielfaches dessen produzieren und nicht die verheerenden Folgen für den Lebensraum Fließgewässer verursachen. Der Aggerverband jedenfalls beantragte 2015 eine neue Erlaubnis, die 2016 zur Auflage machte, die gesetzlich vorgeschriebene Durchgängigkeit herzustellen (siehe Artikel "Bundesamt für Naturschutz stellt die kleine Wasserkraft in Frage" vom 6.11.2020). Der damalige Inhaber der nicht arbeitenden Wasserkraftanlage, der vierte nach der RWE, die früher die Anlage betrieb, zog sich ob der absehbaren immensen Kosten aus der Wasserkraft zurück, ohne je ein Kilowatt Strom produziert zu haben. Zum Zuge kam nach einem vergeblichen Versuch, die AggerEnergie als Käufer zu gewinnen, die Aggerkraftwerke GmbH & Co.KG des leidenschaftlichen und finanziell potenten Wasserkraftanlagensammlers Christian Auer, dem mittlerweile alle sechs Anlagen in Engelskirchen gehören. Die Wasserkraftanlage Osberghausen hat dieser, wie man hört, fast geschenkt bekommen im Gegenzug zu der Verpflichtung, sich an der Finanzierung der Fischtreppe zu beteiligen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Bezirksregierung Köln nicht verpflichtet war, eine Erlaubnis zu erteilen. Sie hätte den Schaden am Gewässer abwägen können mit den vermeintlichen Vorteilen der Stromproduktion. Das Wassernetz-NRW protestiert gegen das Vorgehen der Bezirksregierung, kein Gewässerausbauverfahren, an dem der Natuerschutz hätte beteiligt werden müssen, durchgeführt zu haben sondern ein einfaches Erlaubnisverfahren. Wenn der Naturschutz als Verfahrensbeteiligter damals enbezogen worden wäre, hätte er Zeter und Morido geschrieen ob dieses unsäglichen Projektes, für das der Steuerzahler auch noch zum Großteil aufkommen muss. Der Aggerverband muss als Eigentümer der Stauanlage zudem noch für die Erneuerung des Wehrs und für den Ausbau der Deichanlagen aufkommen. Selbst wenn die Experten des Aggerverbandes nunmehr zu der Überzeugung kommen sollten, dass sie in einem Irrweg gelandet sind, so sind sie doch gebunden an die vertragliche Vereinbarung mit Auer, der sich seinerseits verpflichtet hat, den nicht geförderten Teil der Fischtreppe zu finanzieren. Bevor noch mehr Geld bei dem unsinnigen Projekt verpulvert wird, sollte es zu einer Rückabwickung des Vertrages des Aggerverbandes mit den Aggerkraftwerken kommen. Die öffentliche Förderung des Rückbaus der Stauanlage Osberghausen im Sinne einer frei fließenden Agger und einer Rückgewinnung der Aue wäre sinnvoll. Erst recht, wenn man den Rückstau oberhalb der Brücke, wo sich eine natürliche Flusslandschaft entwickeln kann, in die Überlegungen mit einbezieht.

Stellungnahme des Fischereiverbands NRW zu den Planungen in Osberghausen

* "In der vorangegangenen Version stand, dass die WKA Osberghausen 3000 Haushalte mit Strom versorgt. Richtig ist, dass nur etwa 300 Haushalte mit Strom versorgt werden. Wir entschuldigen uns dafür, dass wir den Fehler übersehen haben."

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