Regionalgruppe Köln

Die Agger im Schulunterricht

19. September 2023 | Agger, Energiewende, Flüsse & Gewässer, Kreisgruppe Oberberg

Beispielhafte Aggerexkursion am Aggertalgymnasium

Freude beim Bio-Chemie-Kurs der Klasse 10 des Aggertalgymnasiums beim geöffneten Wehr Ohl-Grünscheid Freude beim Bio-Chemie-Kurs der Klasse 10 des Aggertalgymnasiums beim geöffneten Wehr Ohl-Grünscheid  (Friedrich Meyer)

Das Aggertalgymnasium ist Vorreiter für den Unterricht zur Agger. Die Lehrerin des Bio-Chemie-Kurses der Klasse 10, Frau Heike Sekul, hat zusammen mit Herrn Meyer, Wassernetz NRW Flussgebietskoordinator für die Agger, ein Unterrichtsprojekt zum Thema Agger geplant und erfolgreich durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler machten nicht nur theoretischen Unterricht, sondern gingen auch mit einem Gewässeranalysekoffer an den Fluss und machten Proben.

Meyer vom Wassernetz NRW, dem Zusammenschluss der NRW-Umweltverbände für den Gewässerbereich, führte zum Abschluss des Projekts eine Exkursion mit folgenden Themenschwerpunkten durch: Welche Hindernisse stehen einer frei fließenden Agger im Weg? Wie verändern sich die Lebensgemeinschaften durch Stauhaltung auf Grund der Wasserkraftwerke an der Agger? Wie lässt sich eine Renaturierung der Agger gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) umsetzen?

Los ging es am Wasserkraftwerk Ehreshoven I wo Meyer über die Stromgewinnung an der Agger (siehe gleichzeitig erschienenen Artikel) die These vertrat, dass der Betreiber nicht von Profitstreben getrieben werde, sondern der festen Überzeugung sei, dass er etwas Gutes verrichte und dementsprechend auch Millionen investiert habe. Der Betreiber, der seit 2013 sämtliche 6 Wasserkraftwerke in Engelkirchen erworben habe, habe die Anlagen zu einen niedrigen Preis erworben, weil andere, wie die Aggerenergie, ursprünglich Interesse hatten, nach betriebswirtschaftlicher Prüfung der Sanierungsnotwendigkeiten und vor allem der Herstellung der Durchgängigkeit aber vom Kauf Abstand genommen hatten. Meyer: "Leider lebt der Betreiber nicht von der Wasserkraft, sonst hätte sich das Thema schon längst erledigt und man könnte die Renaturierung angehen." Ein Hinweis auf die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung, die bei der Kleinen Wasserkraft den Rückbau fördern will, durfte nicht fehlen.

Am Wehr Drei Türme am Stau Ehreshoven I beklagte Meyer das Vorgehen der Landesregierungen, die es bislang seit Verabschiedung der WRRL im Jahr 2000 nicht geschafft haben, das geltende Recht zum Mindestwasser, der Durchgängigkeit und zum Fischschutz durchzusetzen. Schlimm sei, dass man immer noch keine Mindestwassermenge für das Mutterbett, das Alte Aggerbett, festgelegt habe, obwohl die Regelungen dafür vorliegen. So leistet es sich die Landesregierung wie auch die Vorgängerregierungen, das lediglich 500 Liter pro Sekunde für das Alte Aggerbett hingenommen werden. Eine alte Festlegung der Bezirksregierung Köln, die nichts mit den Vorgaben der WRRL zu tun habe, sondern damit, dass an dem Alten Aggerbett die Engelskirchener Kläranlage liegt, die genügend Wasser im Vorfluter haben muss.

Am Wehr Ohl-Grünscheid dann wurde die erfreuliche Situation behandelt, dass das Wehr wegen der Baufälligkeit 2019 geöffnet werden musste und obwohl es zwischenzeitlich erneuert worden ist, nicht wieder schließen darf, weil die Sicherheitsprüfung nach Maßgabe des Niederschlags-Abfluss-Modells noch fehlt. In der Zeit nach Öffnung des Wehrs hat sich bekanntlich ohne Kostenaufwand eine natürliche Flusslandschaft gebildet was zur Forderung "Aggeraue Retten!", das heißt Erwerb durch die öffentliche Hand geführt hat.

Letzte Station war der Stau Osberghausen, wo das Thema des notwendigen Sedimente-flusses für die Flussökologie behandelt wurde. Es wurde auf die entsprechenden Bilder im Aggerbrief verwiesen. Vor Ort konnte gezeigt werden, wie unsinnig die geplante Fischtreppe ca. 200 Meter oberhalb des Turbinenkanals ist. Meyer bat inständig dafür, dass diese Fischtreppe, über deren Konstruktion Aggerverband und der Betreiber, die Aggerkraftwerke GmbH & Co.KG, streiten und die schon 2018 zur Hälfte mit öffentlichen Mittel fertiggestellt sein sollte, nie gebaut werde. Stattdessen sei der Rückbau angesagt.

Zum Schluss wünschte Meyer den Schülerinnen und Schülern, dass sie möglichst bald die Befreiung der Agger erleben werden. Und er wünschte, dass das Engagement ihrer Lehrerin, Frau Sekul, möglichst im gesamten Aggereinzugsgebiet Nachahmung erfährt. Leider vergaß er, den Schülerinnen und Schülern alles Gute für die kommende Klassenarbeit zum Thema Agger zu wünschen.

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