Regionalgruppe Köln

Eher deprimierende Aggerverbandsversammlung am 13.12.2021

17. Dezember 2021 | Agger, Energiewende, Flüsse & Gewässer, Kreisgruppe Oberberg, Lebensräume, Nachhaltigkeit, Naturschutz

15:56 Uhr in Halle 32, Steinmüllergelände Gummersbach: Coronabedingt wenig Resonanz. 15:56 Uhr in Halle 32, Steinmüllergelände Gummersbach: Coronabedingt wenig Resonanz.  (Paul Kröfges)

Die Pandemie lässt grüßen -erstmals war die Verbandsversammlung nicht beschlussfähig und musste formal erneut eingeladen werden – für 16:15 Uhr, dann war sie mit reduzierter Delegiertenzahl in jedem Fall beschlussfähig.

Neben zahlreichen Delegierten fehlte auch der Vorstandsvorsitzende Prof. Scheuer. Vertreter Torsten Falk übernahm den Vorstandsbericht und fokussierte diesen weitgehend auf das Thema Hochwasser.
Unbestritten haben die Aggerverbandsmitarbeiter:Innen in der Krisenbewältigung einen guten Job gemacht und den Dank des Gremiums verdient – Details, Ablauf und Folgen-bzw. Kostenbewältigung können im aktuellen Jahresbericht 2021 des Aggerverbandes nachvollzogen werden.
2 Punkte des Vortrages griff Paul Kröfges als Vertreter der Naturschutzverbände in seiner Reaktion zum Bericht auf:
Vorstand Falk hatte mit dem extrem kurzen Abstand zwischen Starkniederschlag und Pegelanstieg sowie dem Phänomen, dass Starkregen oft nur lokal niedergeht und ein Tal weiter nichts festzustellen ist, für Verständnis geworben, dass keine frühzeitige und flächendeckende Katastrophenwarnung erfolgen konnte. Dem hielt Kröfges entgegen, dass in den Tagen vor dem 14. Juli zahlreiche Wetterdienste vor dem Tief „Bernd“ intensiv warnten und auf drohende extreme flächenhafte Überflutungen hinwiesen. Konsequenzen hieraus werden auf Landesebene (parlamentarischer Untersuchungsausschuss) zu ziehen sein, was auch Torsten Falk im Prinzip bestätigte. Mit Blick auf die Folie zur Hochwasser-Rückhaltung durch Talsperren – siehe Bild 2 – stimmte Kröfges zu, dass die Abflussreduzierung der großen Talsperren sich in Abhängigkeit vom freien Volumen bemerkbar machte. Dem gegenüber hatten die 6 Stauanlagen in Engelskirchen aber offensichtlich keinerlei (Rückhalte-) Effekte, entgegen öffentlich vorgetragener Behauptungen.
Anders als die großen Talsperren sind diese maroden Stauanlagen eben nicht „Teil der Lösung“ sondern Problemzonen. Inklusive des lokalen Retentionsraumes (ehemalige Auen) sind sie zur maximalen Wasserkraftgewinnung immer bis zum Anschlag gefüllt. Bei Hochwasser laufen sie mit kurzer Zeitverzögerung über und zusätzlich besteht die Gefahr einer Überlastung, sprich Dammbruch, verbunden mit einer Flutwelle im Aggertal. Dies wäre konkret bei der maroden Anlage von Ohl-Grünscheid zu befürchten gewesen, die nur auf Grund öffentlichen Drucks und Auflagen der Bezirksregierung rechtzeitig außer Betrieb genommen wurde. Hätte die dramatische Wetterlage, das Aggereinzugsgebiet in vollem Umfang getroffen, so die Einschätzung des Naturschutzvertreters, wären auch einige der anderen Anlagen in dieser Gefahr gewesen. Dies wurde von Torsten Falk zwar als Spekulation zurückgewiesen, es besteht aber eine erhebliche Unsicherheit. Seit Jahren wird auf das Ergebnis der vertieften Überprüfungen zur Sicherheit der Anlagen als auch auf das Niederschlagsabflussmodell gewartet, die Untersuchungen ziehen sich weiter hin.      

Zum Jahresabschluss 2020 zog Herr Büttgenbach Bilanz. Auch hierzu sei auf die Datei „Vorstandsbericht“ verwiesen – siehe Folien 25 – 33.
Hierbei wurden die Probleme bei der Waldbewirtschaftung des Aggerverbandes deutlich. Auf Nachfrage von Kröfges wies Büttgenbach auf die geringeren Erlöse aus den Holzverkäufen und die Kosten für die Aufforstung hin. Der Naturschutzvertreter legte dar, dass gerade in Schutzgebieten die natürliche Sukzession funktioniere, Kosten einspare und unbedingt genutzt werden sollte. Daher wollte er wissen, welche Kosten für Forstmaßnahmen, insbesondere Pflanzaktionen aufgewendet würden, eine Aufstellung hierzu wurde zugesagt.

Großes Konfliktpotenzial wurde bei Top 8 offenkundig, dem 6-Jahresplan des Verbandes, in dem u.a. die Maßnahmen am Stauweiher Osberghausen aufgelistet werden. Hierzu gehören v.a. die Fischtreppe mit 1,1 Mio €, Hochwasserschutzmaßnahmen nur für die Stauanlage von 0,463 Mio €, der Erneuerung der Beplankung des Wehres für 0,15 Mio € und weiteren 55000 € für Sonstiges. Wie Bild 4 zeigt, wurde die Wehrbeplankung bereits ausgeführt und damit die falsche Weichenstellung des Verbandes verfestigt.         

Kröfges appellierte erneut und eindringlich an die Versammlung, dieser Planung nicht zuzustimmen und sie aus den Plänen herauszunehmen. Diese diene nur dem Betreiber der Wasserkraftanlagen im Bereich Engelskirchen, der die Verantwortung für die unhaltbaren Zustände, der Zerstückelung und Undurchlässigkeit der Oberen Agger habe. Der Naturschutzvertreter verwies darauf, dass diese 6 massigen Anlagen unter optimalen Bedingungen gerade mal 5 bis 6 % des Stromverbrauchs in Engelskirchen abdecken könnten und dies in keinem Verhältnis zum angerichteten Schaden und der Gefahr bei Hochwasser stände. Der kürzlich genannte 60% Anteil würde sich auf den hier produzierten erneuerbaren Strom beziehen (!), was nur belege, wie defizitär die Region hierbei sei. Mit 1 bis 2 modernen Windkraftanlage wäre das Mehrfache dieser Strommenge zu generieren.  

In der Einführung zu diesem TOP hatte Herr Falk stolz den Rückbau von 2 Wehren in der Sülz (Reusch und Flocke) – siehe Bild 5- verkündet, was, wie er ausdrücklich betonte, der Biodiversität, der Durchgängigkeit und dem Hochwasserschutz (!!) diene. Genau dies forderte Kröfges für das Stauwehr Osberghausen ein.  
Fischtreppen sind immer ein Behelf, der eher schlecht als recht funktioniert, hier müsse eine echte Durchgängigkeit und wieder natürliche, freifließende Verhältnisse geschaffen werden anstelle des verschlammten und vermüllten Stauteiches.

An dieser Stelle ergab sich eine heftige Debatte, weil Vorstandsvertreter Falk behauptete, der NABU, durch Herrn Kowalski vertreten, habe eine völlig andere Auffassung und stelle immer wieder die ökologische Bedeutung der Stauteiche heraus. Kröfges wies dies entschieden zurück, da Herr Kowalski nicht für den NABU spreche und völlig den Wert freifließender Gewässer und ihrer Auen, die auch wertvoll für die Vogelwelt seien, unterschätze.
Hier machte sich dann langsam die Überforderung der Delegierten bemerkbar, die nicht mit solchen Details belästigt werden wollten und Unmutsbekundungen von sich gaben, aber leider keine Argumente vorbrachten.  Immerhin verwies Joachim Scholz, Delegierter aus Gummersbach, deutlich auf die Hochwassersituation im Juli in Gummersbach-Brunohl. Dort hatte das Hochwasser die Häuser inklusive der Feuerwehr unter Wasser gesetzt. Scholz sprach sich dafür aus, weitere Investitionen an der Stauanlage zumindest unter Vorbehalt zu stellen, bis das vom Aggerverband zu erarbeitende Niederschlags-Abfluss-Modell (N-A Modell) für die Agger vorläge. Dies diene auch der abschließenden Erarbeitung der sogenannten Vertieften Überprüfung zur Gewährleistung der allgemein anerkannten Regeln der Technik bei den fünf anderen Engelskirchener Anlagen. Erst wenn diese N-A Modell errechnet ist, kann bei allen Anlagen in der Agger das notwendige Investitionsvolumen überblickt werden. Dies könnte dann bei dem Anlagenbetreiber dazu führen, dass er aus der Wasserkraftnutzung aussteigen würde.  

Danach wurden aber sowohl Sechsjahresplan als auch Wirtschaftsplan 2022 einstimmig - bei 2 Enthaltungen - beschlossen (der Vertreter der Naturschutzverbände ist nicht antrags- und stimmberechtigt, nur beratend).

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