Regionalgruppe Köln

Ein gutes Jahr für die Agger

14. Dezember 2023 | Agger, Flüsse & Gewässer, Kreisgruppe Oberberg

2023 war für Frieden und Klima auf der Welt eine Katastrophe. Für die Zukunft der Agger gibt es hingegen einigen Grund zur Hoffnung.

Das trägt man heute an der Agger: Das unerlaubte Ausbaggern der Sedimente aus der Agger brachte den Aggerdiamant zum Vorschein. Auch sonst gab es noch Erfreuliches in 2023...Das trägt man heute an der Agger: Das unerlaubte Ausbaggern der Sedimente aus der Agger brachte den Aggerdiamant zum Vorschein. Auch sonst gab es noch Erfreuliches in 2023... Das trägt man heute an der Agger: Das unerlaubte Ausbaggern der Sedimente aus der Agger brachte den Aggerdiamant zum Vorschein. Auch sonst gab es noch Erfreuliches in 2023...  (Bild: Goldschmiede Brenken Much)

Positive Veränderungen sieht man schon beim Anblick auf die Aggeraue in Engelskirchen Ohl Grünscheid. Wir haben uns deshalb entschlossen, das Bild auf der Startseite des Aggerbriefes, das 2020 entstand, gegen ein aktuelles vom Sommer dieses Jahres auszutauschen.

Bislang konnten sich die Umweltverbände bei ihrer Kritik an dem Zustand der Agger immer auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie stützen. Die Europäischen Staaten haben sich 2000 eine Richtlinie gegeben, die den guten Zustand der Fließgewässer bis spätestens 2027 fordert. Dass diese Richtlinie auch in Form des Deutschen Wasserhaushaltsgesetzes geltendes Recht wurde, führte leider nicht dazu, dass sich die Realität entsprechend änderte. Umso erfreulicher, dass das Bundeskabinett im März zwei Dokumente verabschiedete, die Anlass zur Hoffnung geben: die Nationale Wasserstrategie und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz. (siehe Homepage des Bundesumweltministeriums)

Bei der Forderung nach einem Moratorium des Baus von Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen zur Ermöglichung einer Vereinbarung zum Rückbau der Stauanlagen, können wir uns auf diese Dokumente beziehen und hieraus umfänglich zitieren. Das haben wir dann auch in dem Brief an den Aggerverband "Glück und Transmissionswünsche zum Hundertsten" ausgiebig gemacht. Bleibt zu hoffen, dass die Aktionen, die der Bund gemeinsam mit den Ländern in Aussicht gestellt hat, Fahrt aufnehmen.

Dieses Jahr wuchs auch die Zustimmung in Politik und Gesellschaft für eine frei fließende Agger und die Rettung der Aggeraue auf dem niedergelassenen Stau Ohl-Grünscheid. Deutlich zu spüren war dies beim Bergischen Landschaftstag auf Schloss Homburg, wo die Naturschutzverbände einen gemeinsamen Stand hatten. "Wo kann ich hier für die Agger unterschreiben?" wurde immer wieder gefragt. Naturschützer und Angler, auch auf NRW-Ebene, fassten eindeutige Beschlüsse bzw. schrieben an Umweltminister Krischer. Die GRÜNEN vor Ort schlossen sich an.

Jeder, der dabei war, wird den Moment, als wir Aggerfreund*innen die erste Äsche vor die Unterwasserkamera bekamen, in seinem Leben nie vergessen. Die Äschen haben ihren Lebensraum durch die Niederlegung des Staus nach Jahrzehnten wieder zurückerobert. Angler fingen und identifizierten den ganzjährig geschützten Fisch und setzten ihn behutsam zurück.

Erfreulich auch, dass eine Schulklasse des Aggertalgymnasiums im Rahmen einer Unterrichtsreihe an die Agger kam und nicht nur die Exkursion mit Aufmerksamkeit bestritt, sondern auch chemische und biologische Proben nahm. Sogar eine Klassenarbeit zur Agger wurde geschrieben. Ein Beispiel, das "Schule" machen sollte.

Auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt sich immer noch mit der Agger. Die Aggerkraftwerke hatten bekanntlich unerlaubt große Mengen an Kies und eine komplette, mit Weichhölzern bewachsene Insel aus der Agger baggern lassen und zum Wegebau genutzt. Die Regionalgruppe Köln des BUND hat daher Anzeige erstattet und beim Umweltministerium eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Bezirksregierung Köln eingereicht. Der WDR berichtete.
Beide Vorgänge sind noch in Bearbeitung, auf deren Ausgang wir gespannt sind. Darüber hinaus ist der Wert von Kiesen und anderen Sedimenten, die der Fluss für einen guten Zustand braucht, noch mehr ins Bewusstsein gerückt.

Wir hoffen auf eine Zeit, in der nicht nur die aquatischen Lebewesen, sondern auch die notwendigen Sedimente ungehindert in der Agger wandern können. Das Wehr „Drei Türme" am Stau Ehreshoven I steht dem als nächstes noch im Wege. Fällt dieses, dann wäre auch für die Lachse der Unteren Agger, dem bedeutendsten Lachsgewässer Deutschlands, der Weg frei bis Haus Ley in Ründeroth.
Erfreulich auch, dass in diesem Jahr die Agger endlich wieder mehr Wasser führte und dadurch die Kontrollstation an der Sieg mehr Rückkehrer melden konnte.

Noch ein Grund zur Hoffnung: Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke vermeldete, dass Deutschland auf der COP28 in Dubai mit 43 Staaten der "Freshwater Challenge" beigetreten ist. Deren Ziel ist es sicherzustellen, dass bis 2030 300000 Kilometer degradierter Flüsse und 350 Millionen Hektar Feuchtgebiete wiederhergestellt und Süßwasserökosysteme besser geschützt werden.  

Die ersten Kilometer melden wir schon mal für die Obere Agger ab Ehreshoven an!

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