Regionalgruppe Köln

"Flussbefreier" durch Deutsche Umwelthilfe ausgezeichnet

30. September 2022 | Agger, Energiewende, Flüsse & Gewässer, Kreisgruppe Oberberg, Lebensräume, Naturschutz

DHU schreibt Bürgermeister Dr. Gero Karthaus sich für einen Lösungsweg für eine frei fließende Agger einzusetzen

Aggerfreund*innen bei der Auszeichnung von Friedrich Meyer und Paul Kröfges als Flussbefreier durch die Delegation der Deutschen Umwelthilfe aus Berlin. Aggerfreund*innen bei der Auszeichnung von Friedrich Meyer und Paul Kröfges als Flussbefreier durch die Delegation der Deutschen Umwelthilfe aus Berlin.  (Hermann Hirsch)

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte im letzten Jahr deutschlandweit zur Porträtierung von befreiten Flüssen der Mittelgebirgsregionen um Mithilfe gebeten: "Wo wurden kleinere Gewässer erfolgreich redynamisiert? Wo durften sie sich vielleicht auch ganz ohne Zutun erfolgreich selbst entwickeln? Sie kennen solche Flüsse und ihre Befreier*innen?" Von diesem Aufruf fühlten sich Paul Kröfges und Friedrich Meyer, die sich seit Jahren sich für eine frei fließende Agger einsetzen, persönlich angesprochen. Mit der niedergelegten Stauanlage in Ohl-Grünscheid in Engelskirchen konnten sie auf ein Paradebeispiel vor Ort hinweisen, wo das Hochwasser ein natürliches Flussbett mit Aue geschaffen hatte.

Im Herbst 2019 verfügte die Bezirksregierung Köln die Niederlegung der maroden Anlage wegen „Gefahr im Verzug“.
Nach der Niederlegung des Wehres konnten sich Gewässer, Aue und die Natur hier dynamisch entwickeln. Kröfges und Meyer setzten sich, wo sie nur konnten, dafür ein, dass der Zustand erhalten bleibt und dieser Aggerabschnitt nicht wieder aufgestaut wird. Unter anderem luden sie – –die damalige Umweltministerin Ursula Heinen-Esser an die Agger nach Ohl-Grünscheid ein. Diese ignorierte die Einladung, verlor dann anschließend ihr Ministeramt weil sie während der Hochwasserkatastrophe in Mallorca urlaubte . Allerdings sicherte sie in der Beantwortung einer kleinen Anfrage des Landtagsabgeordneten Norwich Rüße von den Grünen zu, dass der Stau Ohl Grünscheid nicht vor Abschluss der Sicherheitsüberprüfung (Vertiefte Überprüfung nach DIN19700), wieder aufgestaut werden dürfe. Diese Überprüfung zieht sich hin, vor allem ist das sogenannte Niederschlags-Abfluss-Modell, das Hochwassersituationen wie an Ahr und Erft einbeziehen soll, vom Aggerverband immer noch nicht erarbeitet worden. Mittlerweile sind aber schon Millionen an Investitionen in die Sanierung der Wehranlage und Modernisierung der Wasserkraftanlage geflossen. Die Elemente des Stahlwehres stehen wie eine Bedrohung am Aggerufer, warten auf ihren Einbau und erhebliche fragwürdige Eingriffe in Landschaft und Gewässer wurden bereits getätigt.
Es bleibt die Hoffnung, dass die neue Landesregierung den Wert der erlangten Renaturierung erkennt und in Verhandlungen mit dem Betreiber mit dem Ziel eines Rückbaus tritt. Will dieser die Anlage weiterbetreiben, müsste seitens der Bezirksregierung umgehend eine Anordnung zur Herstellung der Durchgängigkeit gem. § 34WHG erfolgen, womit weitere Millionen von Euro in unbefriedigende Lösungen wie Fischtreppen und Aufzüge investiert werden müssten. Diese gesamten Ausgaben wären mit Sicherheit wesentlich effizienter in andere Formen der regenerativen Energiegewinnung einsetzbar

Ehrung der "Flussbefreier" Paul Kröfges und Friedrich Meyer durch die Deutsche Umwelthilfe

Im Rahmen eines Projektes zusammen mit der Deutschen Postcode Lotterie hat die Deutsche Umwelthilfe mit Hilfe einer Jury fünf „Befreite Flüsse- Projekten“ in Deutschland ausgewählt. Darunter auch Friedrich Meyer und Paul Kröfges die ebenfalls für ihren Einsatz bei der ökologischen Entwicklung der Agger als „Flussbefreier“ ausgezeichnet" wurden. Zur Verleihung der Urkunden kam eine Delegation der Bundesgeschäftstelle der Deutschen Umwelthilfe aus Berlin an die Agger. Leider hatte der Bürgermeister von Engelskirchen, Dr. Gero Karthaus, eine Einladung zu der Ehrung abschlägig beschieden. Die Hintergründe sind den Leser*innen des Aggerbriefs bekannt. Karthaus hält am Status Quo der Agger-Drangsalierung zugunsten der vermeintlich umweltfreundlichen Stromproduktion durch die Wasserkraftanlagen in Engelskirchen fest.

Bei der anschließenden Agger-Exkursion zeigte sich Peer Cyriacks, Bereichsleiter Naturschutz und biologische Vielfalt bei der DUH, begeistert von der selbst- renaturierten Agger in Ohl-Grünscheid. Er kündigte an, dem Bürgermeister einen Brief zu schreiben und ihn zu bitten, sich für einen Lösungsweg für eine frei fließende Agger einzusetzen. Den Brief dokumentieren wir. Eine Antwort, die wir auch dokumentieren wollten, liegt noch nicht vor.

Zur Übersicht