Regionalgruppe Köln

Buchvorstellung: Paul Dörfler zu Gast beim BUND in Eitorf

11. März 2019 | Kreisgruppe Rhein-Sieg, Naturschutz

NESTWÄRME - was wir von Vögeln lernen können

Angelika Borstein von der BUND Wildvogelhilfe Rhein-Sieg und Paul Dörfler mit seinem Buch "Nestwärme". Angelika Borstein von der BUND Wildvogelhilfe Rhein-Sieg und Paul Dörfler mit seinem Buch "Nestwärme".  (Jo Scheffer)

Sichtlich wohl, gut unterhalten und bestens beraten fühlten sich die zahlreichen Besucher im Eitorfer Theater am Park bei der Buchpräsentation des Naturschützer Paul Dörfler, der erstaunliche Vergleiche zwischen Menschen und Vögeln anstellte. Unter der Überschrift "Was wir von Vögeln lernen können" sprach Dörfler auf Einladung des BUND im Rhein-Sieg-Kreis dabei über sein neues Buch "Nestwärme", das Ende Januar im Hanser Verlag München erschienen ist und schon jetzt auf der Bestsellerliste des Spiegels steht. Die erste Auflage ist bereits vergriffen. Seinen Vortrag in Eitorf gestaltete der Umweltschützer interaktiv und bezog häufig die Besucher mit ein. Dabei fiel besonders die Leiterin der BUND-Wildvogel-Auffangstation "Rabe-Jakob-Haus", Angelika Bornstein, durch profunde Kenntnisse der Vogelwelt auf.

Anders als die Menschen verhalten sich Vögel in der Regel friedfertig und verzichten auf Blutvergießen, betonte der schon mehrfach ausgezeichnete Autor und erklärte: "Singen statt Kämpfen ist das Motto der Vögel!" Sie singen aber nicht aus Lust am Trällern, sondern um ihr Revier abzugrenzen und einen Partner anzulocken. In Sachen Gleichberechtigung gibt es laut Dörfler bei den Vögeln andere Regeln. Die Weibchen haben bei ihnen die Wahlfreiheit bei der Partnersuche und die Männer seien nur Antragsteller. Auch auf das Thema der Kuckuckskinder ging Dörfler ein und berichtete, oft seien die Vogelkinder im Nest von verschie-denen Vätern. "Dies sind fast immer die Nachbarn!" stellte der Naturschützer klar. Bei der Ernährung könnten die Menschen ebenfalls eine Menge lernen von den Vögeln. Denn die versorgen sich mit naturbelas-sener, regionaler und saisonaler Nahrung, was bei vielen Menschen leider nicht mehr der Fall ist. Natürlich kam Dörfler auch auf die jüngsten Entwicklungen in der Vogelwelt zu sprechen. Oft müssten die Vogelkinder im Nest verhungern, weil es nicht mehr genug Insekten gebe. Vögel brauchen aber Insekten als Babynahrung, stellte der Autor klar. Dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Insekten derart stark zurück-gegangen ist, hat natürlich auch den Rückgang der gefiederten Nachbarn zur Folge. Das Beispiel blühender Wiese, die immer seltener werden, zeige: "Da wo es summt und brummt, da zwitschert es auch". Der Rückgang von Insekten und Vögeln sei neben dem Verlust der Lebensräume vor allem auf die 250 verschiedenen Pestizid-Stoffe zurückzuführen, die in Deutschland zugelassen sind, erklärte Dörfler und mahnte: "Wir müssen handeln, es ist höchste Zeit, denn wir befinden uns mitten im größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier."

 Er fordert einen Verzicht auf Giftstoffe in der Landwirtschaft und eine Umverteilung der öffentlichen Mittel: "Also Bio für alle statt Gift für alle!" Notwendig seien Abgaben auf Stickstoff und Pestizide, die nicht nur die Artenvielfalt zerstören, sondern sich auch im menschlichen Körper in Form von Allergien, Schlafstörungen und anderen Erkrankungen auswirkten. Bioprodukte würden dann preiswerter, und etwas geringere Erträge wären problemlos verkraftbar wenn nicht so viele Lebensmittel in den Müll geworfen würden. Anschließend gab es, abgeleitet aus der Lebensweise der Vögel, eine Fülle guter Ratschläge des Autoren, u.a. für die Gesundheit im Alter, neben gesunden Ernährung seien Bewegung und Stressabbau wichtig.

In einer einleitenden Gesprächsrunde zwischen Paul Kröfges und Paul Dörfler unter Moderation des Vorsitzenden der Windecker Ortsgruppe des Bergischen Naturschutzvereins, Hans-Heiner Heuser, wurden Parallelen und Unterschiede im Lebensweg der gleichalten und befreundeten BUND Naturschützer aus Ost und West deutlich. Beide lernten als Insider die massiven Auswirkungen der chemischen Industrie kennen, auf die Elbe im Osten und den Rhein im Westen. Dörflers Ergebnisse landeten unter Verschluss, er selbst quittierte den Job und wurde Freiberufler. Kröfges konnte mit Hilfe der Presse einige Skandale aufdecken und wechselte zur Wasserversorgung. Seit den 90ern sind beide gemeinsam im BUND als Gewässer

 

schützer im Dauereinsatz, jeweils an Elbe und Rhein. Aber das wäre ein weiteres abendfüllendes Thema.
 
Dörflers Vortrag gebe Anlass genug, sagte, um das eigene Leben mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, so Hans-Heiner Heuser abschließend. Dem schlossen sich die Zuhörer mit einem herzlichen Applaus an.

Kontakt:
BUND Regionalgruppe Köln, Paul Kröfges
0173-2794489  
paul.kroefges(at)bund.net

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