Regionalgruppe Köln

Wasserkraftnutzung an der Agger – aus der Zeit gefallen.

19. September 2022 | Agger, Flüsse & Gewässer, Naturschutz, Ressourcen & Technik

Klimaschutz, Biodiversität und kleine Wasserkraft passen nicht zusammen.

Abbildung des Wasserkraftwerks Ehrenshoven BILD (Paul Kröfges): Ehreshoven 1 – Zitat aus aktuellem Newsletter des LEE NRW von Ministerin Mona Neubaur: „"Es geht beides zusammen: Klimafreundliche Energieerzeugung aus Wasser und Gewässerschutz." Hinweis: Bis hierhin ist die Agger Zielartengewässer für Lachs und Aal, aber dann ist Schluss und kein Durchkommen mehr. Änderung, d.h. Durchgängigkeit, ist laut Bewirtschaftungsplan NRW vorgesehen für 2039 !  (Paul Kröfges)

Schon oft haben wir es auf dieser Seite dargestellt:
Ab Ehreshoven, einem Ortsteil der Gemeinde Engelskirchen, beenden und zerstören die Wasserkraftanlagen an der Agger das normale Flussleben in der Oberen Agger. Fünf absolut undurchlässige Anlagen von massiver Bauweise zerstückeln das Gewässer und verhindern insbesondere den Aufstieg von Langdistanzwanderfischen, wie Aal, Lachs und Meerforelle, die bis zur Aggertalsperre eigentlich optimale Laich- und Lebensbedingungen hätten!  Aber auch nahezu alle anderen Flussfische dieser Region, wie Bachforellen, Äsche, Barben, Nase, Hasel, Schneider etc. sind auf ständige Wanderungen im Gewässer und einem Wechsel von Nahrung- und Laichhabitaten angewiesen, der an der Oberen Agger durch 5 Stauwehre und Wasserkraftanlagen verhindert wird.
Nun macht sich der Klimawandel mit extremen Hitze- und Dürrephasen immer stärker bemerkbar. Einerseits führt dies zu einem deutlichen Rückgang der aus den massiven Anlagen gewinnbaren Energie, die sich selbst unter normalen Umständen in Grenzen hält. So würde, wenn man insgesamt, den derzeit aus allen (!)  insgesamt 6 vorhandenen Anlagen erzeugten Strom nur für Engelskirchen bereitstellen würde, dieser, wenn überhaupt, dort gerade mal ca. 5% des derzeitigen Strombedarfes decken können.
Andererseits, und das macht Gewässerbiologen und Fischexperten große Sorgen, wird es bei steigenden Temperaturen im Gewässer insbesondere für Salmoniden, zu denen u.a. auch die Äsche gehört, überlebenswichtig, flussaufwärts, in höher gelegene Gewässerabschnitte ausweichen zu können. Die international besetzte Fisch-Expertengruppe der IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins) hat auf ihrer jüngsten Sitzung am 13.September die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fischfauna im Einzugsgebiet des Rheins beraten und in einem aktuellen Papier hierbei u.a. festgestellt:  
„Die Wanderung in höhere Lagen ist allerdings nur möglich, wenn die flussaufwärts gelegenen Gewässerabschnitte zugänglich sind und eine geeignete Struktur aufweisen. Da die meisten Nebenflüsse des Rheins in bergigen Regionen durch Querbauwerke stark fragmentiert sind und somit die vorausgesagte Verschiebung von Fischgemeinschaften in höhere Lagen in den meisten Fällen gar nicht möglich ist, würden höhere Wassertemperaturen den Rückgang oder sogar das lokale Aussterben mancher Arten zur Folge haben“. (IKSR - Papier FISH (3)22-06d) 
Genau dies ist an der Agger ab Ehreshoven der Fall – siehe Bild - und wird daher zum Klimaschutz- und Biodiversitätsproblem  - zusätzlich zur mehrfachen Sperrung der oberen Agger, der Erwärmung der Staubereiche, der Methanausgasung, der Geschieberückhaltung, der Prädatorenförderung (Kormorane) und zahlreichen weiteren Problemen wie z.B. dem  Verlust von Auen- und Retentionsräumen und einer latenten Hochwasser- und Sicherheitsgefährdung, wie das Beispiel des maroden Wehres in Ohl Grünscheid zeigte.  

 

GRÜNE Politiker und Politikerinnen auf heftigem Kollisionskurs mit den Umweltverbänden:
Reiner Priggen zum Osterpaket von WM Habeck:

Einen Tag (7.4.2022) nach dieser Pressekonferenz, wurde Reiner Priggen, Vorstand des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW im Deutschlandfunk interviewt und vorgestellt auch als langjähriger Grüner Fraktionsvorsitzender im NRW-Landtag. Priggen lobte das Osterpaket als guten Vorschlag, "aber er hat ein paar Macken, er versucht die kleine Wasserkraft kaputt zu machen, was ich überhaupt nicht verstehe. Da gibt er dem Fanatismus der Naturschutzverbände nach, da muss man drüber reden. ... Was da gemacht wird mit der Wasserkraft, alle Anlagen unter 500 Kilowatt verbieten, das wären bei uns 90% der Wasserkraftanlagen, die keine Perspektive haben, das sind Details, die nicht gehen, darüber muss noch geredet werden, aber das kann man."

Aktueller Newsletter des LEE NRW (Zitat):
Auch die Vertreter der Wasserkraftbranche dürften sich über einen Satz aus Neubaurs Mund gefreut haben, auf den sie wohl gehofft hatten: "Es geht beides zusammen: Klimafreundliche Energieerzeugung aus Wasser und Gewässerschutz." Genauso solche Töne hatten die Wasserkraft-Unterstützer zuletzt vermisst.

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